Häufige Fragen

Was ist der Lehrplan 21?

Der Lehrplan 21 (LP 21) ist der gemeinsame Lehrplan von 21 Kantonen. 2006 hat die Schweizer Stimmbevölkerung an der Urne Ja gesagt zur Vereinheitlichung der Volksschule. Der LP 21 stellt einerseits sicher, dass Schülerinnen und Schüler, die in einen anderen Kanton ziehen, sich schulisch schnell zurechtfinden. Andererseits soll der LP 21 die Schülerinnen und Schüler möglichst gut auf die neuen Anforderungen in der Berufswelt vorbereiten.

Was ist der Neue Aargauer Lehrplan?

Der Neue Aargauer Lehrplan (NAGLP) lehnt sich grundsätzlich an den LP 21 an. Er unterscheidet sich alleine durch inhaltliche Ergänzungen. So kommen in gewissen Fächern beispielsweise Aargauer Rezepte oder Liedgut vor sowie gewisse historische und geografische Begebenheiten, die den Kanton besonders prägen.

Wie ist der Neue Aargauer Lehrplan aufgebaut?

Die obligatorische Schulzeit ist neu in drei Zyklen unterteilt. Der erste Zyklus umfasst zwei Jahre Kindergarten sowie die ersten zwei Jahre Primarschule. Der zweite Zyklus dauert von der dritten bis und mit sechsten Klasse. Der dritte Zyklus umfasst alle drei Oberstufenjahre, also siebtes bis und mit neuntes Schuljahr. Die Zyklen entsprechen entwicklungspsychologischen Phasen und lassen den Schülerinnen und Schülern mehr Raum für ihre individuelle Entwicklung.

Was ist neu am Neuen Aargauer Lehrplan?

Der NAGLP beschreibt das, was die Schülerinnen und Schüler im Verlauf der obligatorischen Schulzeit können müssen, in Form von Kompetenzen. Frühere Lehrpläne haben Inhalte, Stoffpläne und Ziele definiert; der neue Lehrplan hingegen beschreibt nicht mehr primär den Stoff, sondern das, wozu die Schülerinnen und Schüler befähigt sein sollten

Was bedeutet Kompetenz?

Eine Kompetenz besteht aus drei Komponenten: Wissen, Können, Wollen. Es reicht nicht, etwas zu wissen, die Schülerinnen und Schüler müssen es auch verstehen, müssen es anwenden können und müssen es anwenden wollen. Erst dann sprechen wir von einer Kompetenz.

Der Neue Aargauer Lehrplan beschreibt darüber hinaus sogenannte überfachliche Kompetenzen: die personalen, sozialen und methodischen Kompetenzen. Wenn Schülerinnen und Schüler Informationen vergleichen und Zusammenhänge herstellen können, ist das eine methodische Kompetenz; wenn sie zuhören können und die Meinungen anderer gelten lassen, ist das eine soziale Kompetenz; wenn sie ihre eigenen Gefühle wahrnehmen und ausdrücken können, ist das eine personale Kompetenz. All diese Kompetenzen sind für das Lernen zentral

Wie sehen die neuen Fächer in der Primarschule aus?

"Natur, Mensch, Gesellschaft" (NMG) heisst neu das Fach, in dem die Schülerinnen und Schüler sich in der Welt orientieren, sie verstehen, aktiv mitgestalten und verantwortungsvoll handeln lernen. In diesem Fach vereinen sich fachliche Perspektiven aus Biologie, Geschichte, Geografie, Ethik und Gesellschaft sowie Arbeit und Wirtschaft.

Neu wird aus den beiden Fächern "Textiles Werken" und "Werken" das gemeinsame Fach "Textiles und Technisches Gestalten".

In der fünften und sechsten Primarklasse beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler künftig mit "Medien und Informatik". Ebenfalls ab der fünften Primarklasse werden neu drei Lektionen Französisch unterrichtet.

Wie sehen die neuen Fächer an der Oberstufe aus?

Neu ist an der Oberstufe, dass es zahlreiche Bezüge zwischen den Fächern gibt. Folgende drei Modulfächer erhalten alle Leistungszüge: "Medien & Informatik", "Berufliche Orientierung" sowie "Politische Bildung". Modul bedeutet, dass das Fach zwar mit einer Lektion ausgewiesen wird, dass die Anwendung aber auch in anderen Fächern zum Tragen kommt.

Beispielsweise im neuen Fach "Räume, Zeiten, Gesellschaft" (RZG): in diesem Fach erweitern die Schülerinnen und Schüler ihre Kompetenzen zu geografischen, historischen, gesellschaftlichen und politischen Themen. In RZG fliessen geografische und geschichtliche Themen ein, die, wo immer möglich, miteinander verknüpft werden und die ebenfalls einen Bezug zu Politik und Gesellschaft haben.

"Wirtschaft, Arbeit, Haushalt" (WAH) ist eine Erweiterung des bisherigen Fachs "Hauswirtschaft". Neu kommen die Themenfelder Wirtschaft und Arbeit dazu. Nebst Ernährung und Gesundheit sowie praktisches Kochen geht es auch um Märkte und Handel, um Produktions- und Arbeitswelten, um Geld und Konsum.

"Natur und Technik" (NT) umfasst neu Biologie, Physik und Chemie. Der Lehrplan von NT stellt auch zahlreiche Bezüge zu anderen Fächern her, wie beispielsweise zu WAH (Ökosysteme, Stoffwechsel) oder RZG (Rohstoffe, Energie).

"Ethik, Religionen, Gemeinschaft" (ERG) ist ein Fach, in dem lebenskundliche Themen, wie Lebensführung oder das Zusammenleben in der Klasse, eine grosse Rolle spielen.

Wie sehen die Zeugnisse aus?

Es wird weiterhin in der ersten Primarschule einen Lernbericht in Worten geben und ab der zweiten Primarschule Noten.

Neu wird der Einschätzungsbogen Kindergarten sowie die Fächer im Zwischenbericht und Jahreszeugnis an die Systematik des neuen Lehrplans angepasst.

Auf der Oberstufe sind zwei Arten Zeugnis möglich: eines, das in den Fächern RZG und NT nur eine einzige Note ausweist oder eines, das nebst der Fachnote noch die Noten der einzelnen Fachbereiche aufschlüsselt, also beispielsweise Note RZG: 5, Fachbereich Geschichte: 6, Fachbereich Geografie: 4. Die Art des Zeugnisses auf der Oberstufe widerspiegelt das Unterrichtsverständnis der jeweiligen Unterrichtsteams.

Was ändert sich bei der Beurteilung?

Am Notensystem ändert sich vorderhand nichts. Allerdings legt der LP 21 Wert darauf, dass sich die Schülerinnen und Schüler kompetent erleben können. Deshalb haben sie das Recht, die Lernziele zu Beginn des Lernprozesses zu kennen. Sie dürfen davon ausgehen, dass sie die Möglichkeit haben, ihre eigenen Fähigkeiten zu überprüfen, bevor sie mit einer Note getestet werden.

Der NAGLP anerkennt Prüfungen mit Noten nur als eine von verschiedenen Bewertungsmöglichkeiten. Er sieht auch andere Dokumentationsformen der Leistung vor: zum Beispiel Selbsteinschätzungen der Schülerinnen und Schüler, Feedback, Portfolio (gesammelte Arbeiten, die die Schülerinnen und Schüler besonders aussagekräftig finden), Reflexion über Lernwege, Stolpersteine und Erfolge etc. Eine Zeugnisnote umfasst also mehr als den Durchschnitt aller Prüfungen, das Ermessen der Lehrperson fliesst mit ein.

Was ändert sich beim Unterricht?

Der NAGLP sieht eine gute Mischung aus verschiedenen Unterrichtsformen vor: dazu gehören Input durch die Lehrperson (Frontalunterricht), selbstgesteuerte Lernformen (die Schülerinnen und Schüler organisieren und planen ihr Lernen mit Hilfe der Lehrperson selber) sowie kooperative Lernformen (Lerngruppen erarbeiten gemeinsam Lerninhalte oder ein Produkt).

Wie wird der Neue Aargauer Lehrplan eingeführt?

Der neue Lehrplan wird gestaffelt eingeführt: Im Sommer 2020 gilt er für alle Kindergärten und Primarschulen sowie für die erste Oberstufe. Jene Schülerinnen und Schüler, die im August 2020 das achte oder neunte Schuljahr besuchen, werden die obligatorische Schulzeit noch nach dem alten Lehrplan abschliessen.

Wie steht es um die Fremdsprachen?

Im Kanton Aargau ist die erste Fremdsprache Englisch. Die zweite folgt in der fünften Klasse mit drei Lektionen Französisch. Im Schuljahr 2020/21 erhalten die Sechstklässlerinnen und Sechstklässler vier Lektionen Französisch statt drei, damit sie beim Übertritt in die Oberstufe das fehlende Jahr Französisch kompensieren können. In der Oberstufe werden Französisch und Englisch mit einer Zeugnisnote ausgewiesen.

Was ändert sich für die Schülerinnen und Schüler?

Im Lehrplan wird der Fokus auf die Verknüpfung und die Anwendung von Wissen sowie auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler gesetzt.

Im Unterricht wird mehr auf darauf fokussiert, wie Schülerinnen und Schüler an eine Aufgabe herangehen, welchen Lösungsweg sie wählen, also beispielsweise wie sie einen Text aufbauen oder mit welchen Schritten sie eine mathematische Frage lösen wollen. Nicht nur das Resultat steht im Vordergrund, sondern auch die Arbeitsweise der Schülerinnen und Schüler. Sie werden häufiger fächerübergreifend arbeiten und so die Nähe an ihre eigene Lebenswelt herstellen können.